Tradition und moderner Wein

Die Tradition erhalten und Neues wagen

Zwischen diesen Polen vermitteln wir nicht nur im Zusammenhang mit dem Leben in der historistischen Anlage. Auch beim Weinanbau setzen wir unseren Leitsatz sichtbar in die Tat um. So z.B. pflegen wir als lebendiges Museum über 60 Jahre alte Rebstöcke, obwohl sie viel weniger Ertrag bringen. Angepflanzt auf winzige Parzellen in den fünfziger Jahren sind sie heute zu urigen Rebstämmen gewachsen. Handverlesen ermöglichen uns die kleinen Lagen, in Verbindung mit den warmen Böden, außergewöhnliche Qualitäten zu ernten.

Neben der Tradition steht im Weingut Heiligenblut der Fortschritt im Fokus. Schon in den 1940er Jahren öffnete sich Leo Hannemann den neuen Sorten wie Kanzler, Sieger- und Scheurebe und baute diese auf Versuchsbasis im eigenen Weingut an. Nicht nur bei der Sortenwahl war er Vorreiter, auch die damals übliche Einzelpfahlerziehung wurde zur modernen Drahtrahmenerziehung umgestellt, um das Arbeiten wirtschaftlicher zu gestalten. Mit dem Hochzeitsweinberg unterhalb der Kapelle können Besucher anschauen wie Weinberge früher aufgebaut wurden: Jede Rebe rankte an einem eigenen Pfahl.


Vorankommen, Neues ausprobieren aber auch gleichzeitig das Historische bewahren sind Leitsätze für den Alltag und für Zukunftsplanungen im Weingut Heiligenblut. Neuerungen im Betrieb sollen nicht den Gesamteindruck des Gutes verändern. Die sich daraus ergebenen Herausforderungen begegnen wir mit individuellen Lösungen, die  die alten Mauern und den Charme dieses denkmalgeschützten Ensembles erhalten.

 

Im Weinberg und trotzdem zuhause

"Wir haben viele unserer Weinberge fast direkt vor der Haustüre. Nur wer regelmäßig selbst in seinen Weinbergen arbeitet, sieht wie sich die Reben dort entwickeln und kann spontan entscheiden was zu tun ist. Ganz nebenbei hat man noch ein Auge auf die Mauern und Treppen geworfen und zum Mittagessen ist man wieder zuhause. Bei der Arbeit im Weinberg begegnen wir oft Spaziergängern aus unserem Ort oder Gäste die zum ersten Mal in den Weingärten wandern. Für einen kurzen Plausch ist immer Zeit. Zu anderen Zeiten genießen wir ganz allein für uns die Landschaft, das Licht der Abendsonne, den Nebel, der über dem Tal in den Morgenstunden liegt. Ja, Weinanbau ist Arbeit und er beherrscht unseren Tag länger als andere es kennen. Aber, das ist gut so."

(Gerhard Hannemann)

 

Weinkeller als Arbeitsplatz

"Von der heutigen Menge und Qualität konnte mein Großvater nur Träumen. Auch die Vielfalt unserer Rebsorten-Weine war noch nie so gross wie heute.“

(Gerhard Hannemann)

Wenn auch die Gemäuer die Selben sind wie vor langer Zeit, hat doch die moderne Technik im Kelterhaus und Keller längst Einzug gehalten. Das braucht es auch, wenn der Winzermeister zugleich der Kellermeister ist. Zur Zeit der vierwöchigen Ernte werden 20 verschiedene Rebsorten so individuell wie möglich verarbeitet.
Edelstahltanks nutzen heute auch den letzten Winkel im Keller aus. Für unsere besonderen Qualitäten stehen sowohl kleinste Behältnisse (ab 300 Ltr.), wie auch größere Gebinde ( bis 8500 Ltr. ) für eine reichhaltige Weinernte zur Verfügung. In zwei Weinkellern können in über siebzig Gebinden ca. 180.000 Liter Wein gelagert werden. Wenn auch der größte Teil heute in Edelstahltanks heranreift, werden die vorhandenen Holzfässer sorgfältig gehegt und gepflegt. Die Fässer aus den Jahren 1893 bis 1897 werden jedes Jahr belegt und liegen somit nie hohl. Auf diese Weise hat auch die kommende Generation die Möglichkeit, Weine mit besonderer Stilistik zu bereiten.